Vogesen- November 2018

 

Planung

Der 1.11.2018 war 2018 an einem Donnerstag, so daß ich am Freitag einen Brückentag hatte und somit nicht auf Arbeit mußte.

Es bestand also die Möglichkeit noch einmal eventuell vorhandenes schönes Wetter zu nutzen und mit dem Motorrad eine kleine Reise zu machen. Aber wohin in dieser Jahreszeit? Ungefähr 3 Wochen vor dem Termin fing ich an mich mit dem Thema näher zu befassen und den Wetterbericht für in Frage kommende Regionen aufzurufen. Generell ging der Trend in Richtung Süden, wobei hier immer das Problem ist, daß man erst mal über die Alpen muß. Am Gardasee ist aber das Wetter um einiges wärmer als in den Bergen.

Der Wetterbericht änderte fast täglich seine Prognosen. Und auch zwischen den einzelnen Wetterdiensten gab es täglich Unterschiede. Knapp eine Woche vor Reisestart meldete ich mich bei einem Kumpel in Spittal an der Drau an- für eine Nacht wollte ich dort übernachten und mich mit ihm treffen. Wie ich dann von dort weiterfahren würde müßte ich aktuell entscheiden.

Aber auf einmal war von über 20 Grad nichts mehr in den Wetterprognosen zu lesen! Es gab Unwetterwarnung, auch in den Dolomiten war die Prognose gar nicht gut, auch wenn ich die nur auf der Durchfahrt in den Süden streifen würde. Am Wochenende vor meiner Reise waren sich alle Wetterberichte einig, daß in Spittal sehr feucht wird. Also sagte ich meinem Kumpel ab und wie sich später rausstellte war die Entscheidung richtig- für die nächsten Tage gab es dort Unwetterwarnung und es wurde sogar Katastrophenalarm ausgerufen.

Neue Ziele mußten her. Täglich verwarf ich den Plan vom Vortag und suchte neue Ziele. Durch das Reiseforum MIMOTO wurde ich auf die Vogesen aufmerksam und sie rückten in meinen Fokus. Oft berichteten hier die Leute von Reisen in diesen Gebirgszug. Auch ein Forumstreffen, an dem ich nicht teilnehmen konnte, hatte dort stattgefunden.

Montag, 3 Tage vor Reisebeginn, entschloß ich mich dorthin zu fahren. Die Wettervorhersage war gut und ein preiswertes Hotel mit Halbpension gefunden und gebucht. In dem Reiseforum bat ich um Tips, was ich dort fahren sollte.

Am Dienstag kamen von dort aber keine Tips sondern nur Empfehlungen, ich sollte dort nicht hin fahren und das Geld kann ich einfacher wegschmeißen.

Ich wunderte mich sehr! Wie waren die denn drauf? Der tägliche Blick in den Wetterbericht und die Nachrichten am Abend ließen mich aber die mißmutige Stimmung verstehen. In Frankreich war es zu einem Wintereinbruch gekommen, fast alle Pässe in den Vogesen waren gesperrt oder nur mit Schneeketten zu befahren.

Das war jetzt aber blöd, hatte ich doch schon das Hotel gebucht. Ein bißchen konnte ich mich beruhigen- zur Not fahre ich halt mit Auto und erkunde die Gegend, ob es sich lohnt mal mit dem Motorrad dort Urlaub zu machen. Auch der Blick in die Prognose ab Donnerstag beruhigte mich ein wenig, da wurden Temperaturen um die 10 Grad angesagt. Da würde der Schnee auf alle Fälle wegtauen. Aber erst mal schaute ich nach Kameras in den Vogesen- ich fand sie und sie zeigten die Landschaft in Weiß, auch ein Paß war in weißer Pracht zu bestaunen- AUCH DIE STRASSE!

 

Mittwoch war es schon besser, man konnte schon wieder den Asphalt der Straße erkennen. Die Pässe waren auch zum großen Teil wieder offen. Also viel die Entscheidung das Auto in der Garage zu lassen und am Abend das Motorrad zu satteln. Ich wollte ja auch wieder ein Video machen und so baute ich die Halterungen an das Motorrad.

Donnerstag

Am Donnerstag ging es dann gegen 08:00 los, ungefähr 500 km hatte ich vor mir. Wie immer wollte ich ohne die Autobahn zu nutzen mein Ziel erreichen. Früh war es noch recht kalt, wurde erst im Laufe des Tages schön warm. Bei VILLINGEN-SCHWENNINGEN zog ich den größten Teil meiner Wintersachen aus und weiter ging es bis FREIBURG. Dann kam auch schon der Rhein, der die Grenze zu Frankreich markiert.

Nach einer Pause mit einem kleinen Picknick ging es in Richtung Berge weiter. Es wurde wieder schnell kühler und der Höhenzug der Vogesen war in einen Dunstschleier gehüllt. Nach einigen Ortsdurchfahrten mit den allseits beliebten Buckeln zur Geschwindigkeitsreduzierung kamen dann endlich die kleinen kurvigen Bergstraßen, von denen immer berichtet wurde. Das machte Spaß. Auch die Auffahrt zum Hotel ROESS paßte in das Schema und versüßte die letzten Kilometer dieses langen Fahrtages. Gegen 17:00, Uhr kam ich im Hotel an, checkte ein und bezog mein Zimmer. Es war ein Einzelzimmer- gut ausgestattet. Zwar mußte ich in den weit entferntesten Teil des Hotels, aber da ein Aufzug bis in den 3. Stock fuhr, störte es nicht.

Die gebuchte Halbpension erwies sich als gute Wahl. Das Essen war lecker und da es 4 Gänge beinhaltete lernte ich ein wenig von der Vielfalt des französischen Essens kennen. Eine Speisekarte in Frankreich zu entschlüsseln ist für mich nicht einfach. Aber so konnte ich genießen was da kam.

Die Wartezeit zwischen den einzelnen Gängen ist um einiges länger als in Italien. Aber ich hatte vorgesorgt und plante mit Hilfe von Smartphone und Navi meine Tour für den nächsten Tag. So verging die Zeit recht flott- alleine wäre es sonst etwas langweilig geworden.

 

Mit guten Sachen im Bauch und ein bißchen zu viel Rotwein in den Adern schwankte ich dann zufrieden wieder auf mein Zimmer und freute mich- alles richtig gemacht! Tolles Essen, leckerer Wein, kurvige Motorradstrecken, teilweise richtig warmes- auf alle Fälle aber trockenes Wetter- ein perfekter Tag ging zu Ende.

Freitag

Ich wurde wieder mal schon vor meinem Wecker wach. Das ist aber nicht so schlecht, da ich so immer schon gut den Tag vorbereiten kann. Direkt aufstehen und gleich zum Frühstück- da bekomme ich nicht viel runter. So war ich schon eine Weile wach und konnte dann auch gut frühstücken. Es gab 2 riesige Brötchen, die ich beide schaffte. Als Belag gab es auch gute Auswahl- Wurst, Käse, Marmelade, Honig, … Ein Croissant lag auch bereit- das nahm ich mir für eine Pause auf Tour mit.

Mit vollem Bauch und sehr warm angezogen bestieg ich mein Motorrad und rollte los. An diesem Tag wollte ich den südlichen Teil der Vogesen erkunden. Gleich zu Beginn waren die Straßen schön kurvig und die Motorradfahrer wurden gewarnt, daß sie nicht so rasen sollen. Ich ließ es ruhig angehen, noch konnte ich die Beschaffenheit der Straße nicht einschätzen- an den Kurvenrändern lag viel Laub, neben der Straße teilweise Schneereste- auch wußte ich nicht wie warm es ist. So kam ich als erstes zum COL DE LA SCHLUCHT.

1. Ziel war also geschafft und das ohne Probleme wegen Schnee. Weiter ging es. Jetzt wollte ich die Vogesen- Höhenstraße nehmen. Aber hier kam ich nicht weit. Schon an der Kreuzung stand, daß nach einigen Kilometern die Straße gesperrt sein würde. Aber ich entschloß mich einfach mal so weit zu fahren, wie ich kommen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht, die Aussicht war sehr gut. An der Sperrung machte ich ein paar Bilder und es ging wieder zurück.

Die sich anschließenden Straßen waren oft sehr schmal. Da sie feucht waren und auch immer mal wieder Laub lag ließ ich weiter langsam angehen. Es machte trotzdem Spaß und ich spulte viele Kilometer ab. Gegenüber einem Mac Donald tankte ich und staunte, wieviel Franzosen zur Mittagszeit dort am Mac Drive- Schalter stehen. So viele hatte ich bei uns noch nie gesehen.

Weiter ging es. Auch nachmittags waren die Straßen schön kurvig und zum großen Teil richtig schön leer. 2 weitere Motorradfahrer sah ich an diesem Tag. Der GRAND BALLON war in Schnee gehüllt, nur die Straße war frei. Eigentlich zeigte ein Schild, daß ich nach der Paßhöhe nicht weiter fahren durfte. Aber das französische Paar, was ich fragte und auch kein anderer machte Andeutungen, daß ich an der Schranke (die war im Gegensatz zu Italien nicht über die ganze Straße sondern nur mit einem Fahrverbotsschild auf halber Fahrbahn) nicht vorbei fahren durfte. Also fuhr ich vorbei und mit begegneten Autos und Wanderer. Ich sah parkende Autos- also ich war nicht der Einzige, der dort durchfuhr. An einer Stelle lag noch so viel Schnee, daß die Straße nur einspurig war. Aber auch die Stelle ließ sich problemlos passieren. So kam ich gut über dieses gesperrte Teilstück.

 

Nach ca. 270km traf ich wieder am Hotel ein. Heute war es früher als am Vortag und so hatte ich noch genug Zeit mich ein wenig zu erholen, die Daten der Kameras zu sichern und auf das Abendbrot zu freuen. Das war dann wieder sehr lecker.

Sonnabend

Heute war das Wetter etwas freundlicher und nicht ganz so frisch. Nach wiederrum einem reichhaltigen Frühstück machte ich mich in den Norden der Vogesen auf. Ich hatte mir aus dem Mimoto- Forum eine Route runtergeladen und diese auf mein Navi übertragen. Nach dieser ließ ich mein Navi die Strecke berechnen und es führte mich tolle Strecken. Das machte die Streckenwahl etwas leichter. Irgendwann wollte mein Navi mich dann aber quer durch den Wald auf einem Forstweg schicken- mit den Schneeresten auf diesem wollte ich aber lieber nicht. Ich hätte dann die Strecke zurück fahren müssen- wollte ich aber nicht und so navigierte ich nachmittags wieder alleine.

Trotzdem fand ich richtig schöne kurvige Strecken. Heute waren auch einige Motorradfahrer unterwegs. Ich kam zu einem Tal. Hier führte die Straße geschwungen durch- fahrerisch keine Herausforderung. Aber ich hielt mich auch an die Geschwindigkeitsvorgabe! Anscheinend aber viele andere nicht. Es waren wieder Warnschilder aufgestellt, daß man nicht Rasen soll. Außerdem standen am Straßenrand über 10 mal schwarze Schilder, die einen Motorradfahrer darstellten. Jedes stand für einen verunglückten Motorradfahrer. Also die müssen dann wirklich mehr als flott unterwegs gewesen sein.

Später am Nachmittag hatte ich dann einen 3er BMW und eine E-Klasse hinter mir, die sich ein kleines Privatrennen lieferten. Sie fuhren mich ein bißchen zu dicht auf- aus irgendeinem Grund überholten sie nicht. Das nervte, also forderte ich auch ein paar Kurven meine Varadero. Doch sie kamen wieder ran, weil sie jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen ignorierten. Diesmal überholten sie aber und ich konnte wieder die schönen Strecken genießen.

320 km hatte ich an diesem Tag geschafft. Meine Pause, bei der ich ein Gebäckstück vom Frühstück genoß, machte ich bei Sonnenschein. Hier hatte ich eine extrem kurvige Strecke im Blick, an der immer wieder auch Motorradfahrer vorbei kamen.

 

Das Abendbrot war wieder köstlich. Meine Sachen packte ich schon soweit zusammen wie es ich vorher konnte. So war nun auch schon der 2. Tag in den Vogesen vorbei.

Sonntag

Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Heimweg. Das Wetter war sonnig bei angenehmen Temperaturen. Das erste Stück führte mich wie am Vortag. Im weiteren Verlauf fuhr ich runter an den Rhein und dort ein Stück neben dem Fluß, bis ich zur Fähre kam, die mich über den Rhein bei KAPPEL brachte.

Ich fuhr wieder ein paar Strecken die ich von meinen Ausflügen in den Schwarzwald kannte. In der Schwäbischen Alb machte ich meine Mittagspause noch im Sonnenschein. Aber kurz nach der Pause kam ich in Hochnebel, der nicht mehr hoch war. Im späteren Verlauf der Tour fuhr ich mitten durch ihn durch, die Sichtweite war unter 50 m und die Temperaturen ging steil nach unten.

So machte ich im 2. Teil der Rückfahrt Kilometer um Kilometer und die Hoffnung, daß das Wetter noch besser werden würde, erfüllte sich nicht. Aber wenigstens regnete es nicht, auch wenn dieser unangenehme Nebel sehr feucht und kalt war. Aber ich kam heil zu Hause an- sogar ein bißchen früher als geplant.

 

Damit war der Erstkontakt mit den Vogesen abgeschlossen und ich werde dort sicherlich wieder hin fahren.