Long Way To Orange!

 

Komischer Name für diesen Text oder? Aber hier kommt die Erklärung:

Schon als Kind war ich in einer Familie zu Hause, die alles, was durch Motorkraft angetrieben wurde, sehr interessierte. Es war normal bei der Fahrzeugpflege zu helfen. Und ich tat dies mit großer Begeisterung.

Auch die Brüder meines Vaters waren vom gleichen Schlag. Waren wir bei Ihnen zu Besuch (sie wohnten beide mit ihren Familien auf dem Gehöft mit meiner Oma zusammen) so ging es immer um Fahrzeuge. Oft hatten sie welche zu reparieren- nicht nur ihre eigenen. Aber auch dem Fachsimpeln über die Technik, Fahreigenschaften usw. lauschte ich mit großem Interesse.

Irgendwann durfte ich auch auf Wald- oder Feldwegen mal an das Lenkrad eines Autos- erst auf dem Schoß, dann auf dem Fahrersitz. Das war sehr spannend und machte unheimlichen Spaß. Aber nicht nur Autos erweckten mein Interesse.

Aber auch motorisieren Zweiräder waren schon immer im normalen Leben integriert. Ich war noch im Kleinkindalter, da fuhren wir als Familie abends zum Baden durch den Wald auf einer RT 125 (https://de.wikipedia.org/wiki/RT_125) von meinem Vater. Ich vorne auf dem Tank, dann mein Vater (der lenkte und gab Gas- mit meiner Unterstützung, schalten durfte er alleine), meine Mutter auf dem Soziussitz und meine Schwester auf dem Gepäckträger. So ging es dann los- offroad durch den Wald. Hier mußte dieser kleine Motor das leicht überladene Motorrad einen sehr steilen Berg hoch schleppen. Ich litt und kämpfte mit dem Motorrad mit. Und wir schafften es jedes Mal dank meiner Unterstützung!

Somit waren eigentlich meine ersten Erinnerungen an motorisierte Zweiräder mit Gelände verbunden- obwohl wir auch noch eine 350er JAWA mit Beiwagen hatten, an die ich mich aber nicht erinnere, nur von Erzählungen und Bildern kenne.

Später, also ich alt genug war, konnte das erste Mal mit einem SR 2 meines Onkels einen Feldweg fahren. Handschaltung- das heißt Kupplung und Schalthebel waren links in einem Hebel zusammen gefaßt. 2 Mal ging sie mir aus- aber dann klappte es und das machte so viel Spaß! Die ersten eigenen Fahrversuche also auch im Gelände.

Dann war es Zeit um selber ein Moped zu kaufen und zu fahren. Da ich eine Weile warten mußte, bis ich den Führerschein machen konnte, fuhren ein Kumpel von mir (der hatte schon den Schein aber kein Moped) und ich zusammen auf meinem Moped. Er fuhr auf der Straße bis zum Wald oder Feldweg, dann war ich dran. Ich konnte nicht genug bekommen.

Auch als ich den Schein hatte ging es immer wieder auf ungefestigte Wege. Auch mit meiner 125er MZ konnte ich nicht davon lassen, immer wieder die Straßen zu verlassen. Bei der NVA, ich hatte mittlerweile einen Trabant, konnte ich auch nicht ohne Zweirad leben und schaffte mir eine Schwalbe an. Auch mit der zog es mich ins Gelände. Da ich bei den Panzertruppen war konnte ich am Wochenende oft in dem Gelände fahren, in dem wir in der Woche mit den Panzern unterwegs waren. Die Schwalbe war dafür natürlich nicht sonderlich gut geeignet und etwas sehr schwach motorisiert (ich hatte noch die mit Gebläsekühlung- gut gegen Hitzestau aber schwächer, da alter Motor). Aber besser als nichts!

Der nächste Schritt ins Gelände war mit einer MZ TS 250 A. Das A steht für Armee- etwas hoch gezogener Auspuff, Einzelsitze und Vorder- und Hinterrad in der gleichen Größe. Eigentlich wäre ich da nur Sozius gewesen. Aber als Zugführer eines Panzerzuges mußte ich in Abständen als Sicherheitsoffizier tätig sein, wenn die Panzer Schießübungen absolvierten. Dazu mußte man vor dem Beginn dieser Übungen das Zielgelände abfahren und Überprüfen, daß alle Tore verschlossen waren und sich keine Menschen dort aufhielten. Dafür bekam man einen Kradmelder mit dieser MZ, der einen dort herum fahren sollte. Diese Strecken waren aber zu 90% offroad, gerne auch Tiefsand. Meistens waren diese Kradmelder ungeübte Motorradfahrer, die so gerade auf der Straße zurechtkamen.

Wir passierten dann also das Tor zum Gebiet was es zu überprüfen galt. Im Normalfall kamen wir nach dem Tor noch ca. 50 Meter. Das nach dem Tor folgende Tiefsandstück stoppte alle Fahrer und ich gab die Order, nachdem wir ja nun Bodenkontakt gehabt hatte, ab jetzt fahre ich und er sitzt hinten drauf. Und ab da hatte ich eine Menge Spaß!

 

Dann war nach der Wende erst mal eine Weile Schluß. Ab und zu mal einen Waldweg, aber im zivilen Leben (ich studierte mittlerweile) fehlten oft die Möglichkeiten. Außerdem wurden mir in der Zeit nach der Wende immer wieder die Mopeds und Motorräder vor dem Hochhaus geklaut. 1998 ging ich in die Nähe von Nürnberg und kaufte mir das erste richtige große Motorrad (600er Bandit). Irgendwie kam ich immer wieder auf Feld- und Waldweg, was aber mit diesem Motorrad natürlich nicht so richtig Spaß machte. Und so schaute ich nach einem Motorrad, was dafür ein bißchen mehr geeignet sein könnte. Auf einer Messe gab es einen Gebrauchtmotorradmarkt. Und eine Kawasaki KLE 500 eroberte mein Herz- spätestens bei der Probefahrt war es um mich geschehen. Mit ihr ging es dann schon bedeutend besser abseits der Straße.

Irgendwann mußte ich sie wieder abgeben, bekam aber nach 2 Jahren durch eine Bekannte wieder eine KLE 500 angeboten. Wieder konnte ich nicht nein sagen. Durch Zufall bekam ich damals einen Flyer von der ENDUROMANIA in die Hände und diese Offroad- Veranstaltung ging mir nicht mehr aus dem Kopf. 2007 machte ich mich zu einem ersten Urlaub in Richtung Rumänien auf. Ich machte Zwischenstation in Slowenien und fuhr hier erstaunlicherweise sehr viele Schotterpisten. Rumänien lernte ich nur im Norden kennen. Ich zeltete in TIMISUARA und unternahm von dort einen Tagesausflug zum Gelände des Enduromania- Hauptquartiers. Auf dem Hinweg fuhr ich von der großen Straße ab und war fast überfordert von den vorherrschenden Wegen. Eigentlich sagte ich mir, dafür ist mir die KLE zu Schade.

Aber im darauffolgenden Winter meldete sich eine Stimme aus dem Inneren- eigentlich hat es doch richtig Spaß gemacht! Ok, bei der Urlaubsplanung für das Jahr 2018 plante ich eine Woche Rumänien mit ein- ich wollte bei der Enduromania mit machen. So kam es auch und es war sehr hart für mich und das Motorrad. Zurück blickend war es wahrscheinlich die härteste Veranstaltung, die ich in den Jahren mit gemacht hatte. Wir waren auf Strecken unterwegs, die waren echt schlimm. Aber die KLE ließ mich nicht im Stich und machten technisch die wenigsten Probleme. Ich wollte das auf jeden Fall wiederholen, nur dann mit einem anderen Motorrad.

Durch Zufall konnte ein Kumpel helfen. Ich erzählte ihm von meinen Erlebnissen und daß ich nun was anderes für das Gelände brauchte. Er konnte weiter helfen- ein Kollege von ihm wollte eine Yamaha TT600R verkaufen. Ich kaufte sie und hatte in den folgenden Jahren viel Spaß mit ihr. Sie war ca. 50 kg leichter als die KLE, hatte allerdings nur einen Kickstarter. Aber sie war im Gelände viel einfacher zu fahren und auch auf der Straße konnte ich viel Spaß haben. Leider wurde sie mir 2015 vor der Haustür gestohlen.

Eine Alternative mußte her. Ich wollte nicht wieder ein Motorrad, was nur einen Kickstarter hat, denn es war oft sehr mühsam den heißen Motor wieder an zu bekommen. Nach ausführlicher Internetrecherche und ausloten, was finanziell möglich ist, entschloß ich mich für eine Kawasaki KLX250S. Sie kostete neu 4500 Euro. Leider hatte sie nur 22 PS und wenig Drehmoment und das auch nur bei sehr hohen Drehzahlen.

Die 1. Enduromania, die ich mit ihr fuhr, war ich zufrieden. Ich hatte sie viel kürzer übersetzt- hinten 10 Zähne mehr, vorne einer weniger. Es ging ganz gut, ich kam überall durch und genoß den Elektrostarter.

Dann mußte ich ein Jahr mit der Teilnahme an der Enduromania aussetzen, da ich Pfingsten in Südtirol von einem Auto vom Motorrad geholt wurde. 2017 war ich dann wieder dabei. Hier merkte ich einmal, daß die Leistung nicht reicht- ich kam einen Berg nicht rauf, bei dem die anderen locker hoch fuhren. Meine Leistung reichte einfach nicht aus- vielleicht auch mein Fahrkönnen, aber mit über 7000 Umdrehungen den Berg hoch …- Ok, ich könnte abnehmen, aber wenn das so leicht ginge… Auf der Straße ging sie ganz gut, ich machte wie fast jedes Jahr meine Tour an die Donau. Aber auch hier mußte ich sie mächtig ausquetschen und Überholen mußte gut geplant werden.

2018 ließ ich die Enduromania wieder aus und machte eine Rundreise durch den Balkan. Und wieder und wieder schaute ich im Winter 2018/19 im Internet nach Alternativen zu meiner kleinen KLX. Aber die spinnen doch alle- die verlangen soviel Geld für gebrachte Enduros- dazu war ich nicht bereit. Man weiß ja auch nie, wie sind die Vorbesitzer damit umgegangen, im Gelände ist immer mehr Verschleiß als auf der Straße.

Aber auch neu gab es eigentlich nichts. Mein Anforderungsprofil lautete- es muß sowohl Straße als auch Gelände gut gehen. Yamaha XT 660 Einspritzer- eigentlich mit 190 kg zu schwer, Kawasaki hat nichts. Honda brachte eine neue 450er raus, die aber 1000er Ölwechsel braucht, 11.000 Euro kostet und nur für die Straße 25 PS hat. SWM hatte etwas, aber alle 80- 100 Stunden Motorrevision- das geht ins Geld. Leistungsmäßig und vom Aussehen war die aber echt gut. Yamahas WR 250 gabt es nicht mehr Straßenzulassung- die hatte ungefähr 30 PS und war sehr haltbar- aber die Euro 4 brachte für viele tolle Motorrädern das Aus. Beta hatte noch eine Alternative. Die hatten den uralten Motor der DR 350 auf Euro 4 gehievt (mit Vergasern!!!!). Sie hatte knapp 30 PS und mit Drehmoment über mehr als 30. Sie hätte 6000 Euro gekostet. Eigentlich gefiel so mir auch ganz gut und wäre ein Kauf aus Vernunft gewesen. Aber ich überlegte mir- wenn die auch so wenig Leistung hat- steht die dann vielleicht auch nur rum. Wie oft fahre ich im Gelände? Mit der KLX bin ich in 4 Jahren nur 4500km gefahren, 2018 nicht einen Kilometer. Macht das Sinn?????

Was wäre die Alternative? Es gibt nur eine!!! Die auf der Straße sehr gut und im Gelände auch noch gut geht. KTM 690 Enduro R!!!! Gebrauchtpreise??? Wahnsinn, was die für die Dinger verlangen! Neu??? 2019 kommt das neue Modell raus, 2 Jahre gab es sie nicht neu. Probesitzen- man ist die hoch!!! Finanzierungsangebot- Verkaufspreis der KLX könnte ich als Anzahlung nehmen, Monatsrate erstaunlich niedrig!!! Das wird es wohl die KTM werden, auch wenn ich bisher immer die Leute ein bißchen verscheißert habe, aber wenn es keine Alternativen gibt!