Tour 2016

 

1. Tag, Freitag- 488km

 

Ich konnte Donnerstag erst die Transalp von der Werkstatt holen. Sie stand seit dem Unfall in den Dolomiten in der Werkstatt. Die gegnerische Versicherung hatte sich sehr viel Zeit gelassen- fast 2 Monate, bis sie die Freigabe für die Reparatur gab. So konnte die Werkstatt erst vor einer Woche die Teile bestellen und Dienstag mit den Arbeiten beginnen- Donnerstag wollte ich eigentlich früh losfahren. Aber da das Wetter am Donnerstag so wie im Wetterbericht angekündigt war- Dauerregen- reichte es, daß ich sie am Donnerstagabend abholen konnte. Ich wäre wahrscheinlich auch nicht früher losgefahren. Aber ich hätte nicht noch am Abend vor der Abreise den Streß gehabt. Die Werkstatt hatte noch nicht alles machen können, aber die wichtigsten Sachen waren erledigt, so daß ich am kommenden Tag losfahren konnte. Beim Abholen merkte ich, der Hinterreifen hält keine 5000 mehr. Ich hatte Glück, die hatten noch TKC80 liegen für 70 €, aber keine Zeit den auf zu ziehen. Also mußte ich mich abends noch schnell daran machen- kostet alles zusammen immer knapp eine Stunde. Dann fertig packen und Freitag früh 7:00 Uhr ging es los. Da das Wetter auf meiner eigentlich geplanten Tour schlecht sein sollte, mußte ich anders fahren. Eigentlich sollte es in Uhrzeigersinn gehen- aber nun fuhr ich die Tour entgegen der Uhr. Deshalb ging es am ersten Tag erst mal nach Südtirol nach ANTERMOIA. Ich fuhr alles Landstraße und kam nach 9 Stunden an. Insgesamt waren es fast 500 km, die tägliche Dosis auch in dem nächsten Tagen. Leider muß die Werkstatt mein Lenkkopflager nicht richtig angezogen haben. Bei jedem Schlagloch habe ich einen Schlag im Lenker. Da muß ich mal sehen ob ich da abends auf dem Zeltplatz mit meinem Werkzeug rankomme. Ich glaube aber nicht daß meine Schlüssel ausreichen, wahrscheinlich brauche ich mal eine große Nuß um die obere Gabelbrücke zu lösen. Mal sehen wie das weiter geht.

 

Irgendwie stand ich aber dem ganzen Tag etwas neben mir. Leika war erst am Sonnabend vorher gestorben, der anschließende Sonntag brachte etwas Ablenkung, weil ich die Sachen für meine anstehende Motorradtour packte. Die Woche war schlimm, immer wieder standen mir die Tränen in den Augen, sie ging mir nicht aus dem Kopf. Auch an diesem Tag, dem ersten meiner Tour, mußte ich immer wieder an sie denken. Immer wieder nahmen mir die Tränen in den Augen die Sicht auf mein Navi. Aber ihr Tod gab mir auch etwas Gelassenheit auf der Tour und ihrer Vorbereitung mit. Früher hätte ich mich sicher sehr aufgeregt, wenn ich nicht gewußt hätte, ob ich die Tour und wann ich die Tour hätte angehen kann, weil das Motorrad nicht fertig wird. Aber nach diesem traurigen Ereignis verschoben sich die wichtigen Dinge im Leben. Wenn es nicht wird, dann sehen wie es sich entwickelt. Auch die Kälte an diesem Tag und der drohende Regen vor der Überquerung in die Alpen- ich sah es anders als früher. Auch in den nächsten Tagen setzte es sich so fort. Ich ärgerte mich nicht über die Kälte oder über schlechte Straßen oder ähnliches, ich freute mich auf die folgende Wärme oder auf die Straße, die der schlechten folgen würde. So lebt man eindeutig entspannter, vielleicht kann ich diese Lebensweise beibehalten?

 

Im Hotel wurde ich wie immer herzlich empfangen. Das Abendessen war wieder super. Es ist seit fast eine Woche das erste Mal, daß ich wieder richtig essen kann. Wie immer als zuerst einen Salatteller. Dann eine Ministrone, als letzte Vorspeise Ravioli mit Spinatfüllung. Als Hauptgericht ein Wiener Schnitzel. Eine neue Erfahrung war etwas auf dem Salatbüfett: Gekochte Erbsen mit Schinkenstückchen und etwas Sahne- einfach super lecker! Muß ich zu Hause auch machen.

 

Nach dem Abendessen schaute ich noch ein bißchen TV. In der Türkei gab es einen Militärputsch, der aber niedergeschlagen wurde. In den nächsten Woche würde es große Säuberungsaktionen geben, die Türkei wird immer mehr zu einem unsicheren Land (wie auch schon die Krim nach der Annektion durch Rußland)- vielleicht das nächste Ziel, was ich von meiner Liste als Reiseziel für die nächsten Jahre streichen muß.

 

2. Tag, Sonnabend- 393km

 

Heute ging es nach BOVEC in Slowenien. 08:20 Uhr rollte ich los. Zu Beginn ging es fast die gleiche Tour wie mit Markus zu Pfingsten. Erst bis LAVARONE, dann weiter hinein in den Friaul. Auch den Passo Rest nahm ich wieder mit. Dann aber bog ich ab in Richtig Österreich und überquerte den PLÖCKEN Paß. Dann kam mir die Idee bis in die nächste größere Stadt zu einem Baumarkt zu fahren und mir dort einen entsprechenden Schlüssel zu kaufen, um das Lenkkopflager nach zu stellen. Leider sollte es nicht funktionieren. OBI in Österreich hat nur kleines Werkzeug, der größte Schlüssel den die hatten war Größe 27 und damit immer noch zu klein. Also werde ich so weiter fahren müssen. Den NASSFELD Paß konnte ich leider nicht fahren, da er gesperrt war. Es soll wohl auch hier einen Erdrutsch durch die starken Regenfälle in den vergangenen Tagen gegeben haben. Ich hatte am ersten Tag schon Glück, daß der STALLER SATTEL offen war, denn am Vortag war er noch wegen einem Erdrutsch gesperrt gewesen. So mußte ich die bekannte Strecke über den PREDIL Paß fahren. Kurz vor 16:00 Uhr kam ich an und checkte ein. Auf dem Platz nahm ich mit einem Pärchen Kontakt auf, die auch mit Motorrädern unterwegs sind. Die Frau fährt sogar eine KLE. Ich stellte mein Zelt bei Ihnen mit auf. Dann bekam ich erst mal einen Kaffee und Kekse zur Stärkung. Wir unterhielten uns gut und sie machten sich dann noch mal auf den Weg zum MANGART. Von dem hatte ich ihnen erzählt und meine Eindrücke geschildert und somit hatten sie Lust bekommen den vor ihrer anstehenden Abfahrt auch noch mal zu fahren. Ich baute weiter auf und ging in der Gaststätte auf dem Platz essen. Ich war damit gerade fertig da kamen sie auch wieder zurück. Den Abend verbrachten wir dann zusammen an den Zelten.

 

 

 

3. Tag, Sonntag- 691km

 

Die erste Nacht seit mehreren Jahren hatte ich wieder in einem Zelt geschlafen. Fazit: Ich schlief schlecht. Gründe: Ich hatte mein Zelt in der Nähe des Weges aufgebaut. Somit bekam ich alle mit, die auf dem mit kleinen Steinen gespickten Weg noch mal zur Toilette gingen. Außerdem war ich innerlich recht unruhig. Lag es daran, daß Leika jetzt genau seit einer Woche tot war? Mir hatte der gemeinsame Abend sehr geholfen, nicht so viel an sie zu denken. Ein weiterer Grund war, daß meine Luftmatratze Luft verlor. Ich lag alle 1,5 Stunden auf dem Boden und mußte sie neu aufpumpen. Dadurch war ich dann wach und merkte, daß ich pullern mußte. Und ich merkte die Kälte. So ging das bis früh um 6:00 Uhr. Da war ich wach und ging bis vor auf das Klo. Zurück entschloß ich mich nicht gleich wach zu bleiben sondern mich noch mal hin zulegen. Ich hoffte in BOVEC eine neue Matratze zu bekommen. Dafür brauchte ich aber noch nicht wach bleiben, denn die Geschäfte machen nicht so früh auf. So schlief ich noch mal bis 20 vor 8 gut und fest. Dann machte ich mich fertig, bekam von meinen netten Nachbarn einen Kaffee und hatte alles kurz vor 09:00 Uhr zusammen gepackt, so daß ich los konnte.

 

Trotz Sonntag bekam noch eine neue Luftmatratze. 646km sagte mein Navi für heute. Da ich recht spät los gekommen war, mußte ich Gas geben. Zu Beginn ging es tolle Strecken durch Slowenien. Die Straßen waren gut, kurvig- aber so, daß sie nicht langweilig wurden und ich trotzdem Kilometer schaffte. Das ging so bis zur kroatischen Grenze. Anscheinend gab es, wenn man keinen großen Umweg fahren wollte, keine Alternative. Die Straßen wurden schlecht. Es ging über kleinste kurvige Straßen, die mit besserem Straßenbelag mehr Spaß gemacht hätten. Aber die waren so klein- bei den Kilometern die ich heute schaffe wollte, hielten die mich auf. Dann wurden die Straßen besser, aber dafür gab es jetzt Ortschaften die nicht enden wollten, teilweise 20km, bis wieder freie Fahrt war. Ich schaffte keine Kilometer mehr! Endlich kam ich an eine große Straße und schon nach kurzer Zeit der Abzweig zur ersten Stadt in Bosnien. Ich tankte noch kurz in Kroatien und war bald an der Grenze.

 

Der Übertritt ging reibungslos. Dann ging es auf einer großen Straße weiter. Hier schaffte ich endlich wieder Kilometer, 300 hatte ich noch vor mir. Es kommt nur alle 20km mal eine Ortschaft, da kommt man ordentlich voran. An die 80 hielt sich keiner, nur in den Ortschaften hielten sich alle an die Vorgaben. Nach 6,5 Stunden machte ich meine erste Pause und aß das Erste. Dann ging es weiter- nur noch 250km bis zum Ziel- wie sich die Maßstäbe verschieben! Die absolvierte ich dann auch noch problemlos. Es wurde nie langweilig, die Landschaft ist abwechslungsreich. Mal fuhr ich durch felsige Gegend, mal sah es neben der Straße so aus wie in der Toskana. Nun schaffte ich ordentlich Kilometer. Als es wieder bergig und damit kurvig wurde, die Straßen hätten viel Spaß machen können, war leider eine lange Schlange Autos vor mir. Überholen war sogar mit Motorrad schwierig, obwohl die bosnischen Autofahrer gut aufpaßten und wenn ich erst mal angefangen hatte zu überholen auch rechts ran fuhren und abbremsten. Grund für diese Behinderung war, daß ca. 15 Busse sehr viele Jugendliche irgendwo hin brachten- eine Veranstaltung, …? Irgendwann, ich hatte fast alle überholt, sah ich, daß sie sich auf einem großen Platz sammelten. Ab jetzt konnte ich wieder mein Tempo fahren. Es wechselte die landschaftlichen Ausblicke, es ging aber auch immer wieder über Gebirgszüge. Hier wurde es zwischenzeitlich auch kalt- 13 Grad zeigte das Thermometer an.

 

Die letzten 50km bis Mostar waren in einem tollen Tal an einem Fluß entlang- tolle Felsenlandschaft. 30 km vor dem Ziel hielt ich noch mal an und rief Regina an. Ich wollte nicht daß sie sich Sorgen macht, da ich die letzten Tage viel früher angerufen hatte. Jetzt war es schon 19:30 Uhr und so bekam sie den heutigen Lagebericht vor der Zielankunft. Als Zeltplatz nahm ich nicht den, den ich mir ausgesucht hatte sondern einen in der Nähe. Hier waren die Temperaturen auch wieder viel angenehmer. Der Zeltplatz hieß wie einige in dem Gebiet RIVER CAMPING. Meiner lag auch richtig an einem Flüßchen. Man konnte direkt unter Bäumen auf kleinen Terrassen sitzen und sich was zu essen und trinken bringen lassen. Dafür schienen sie eine Menge Arbeit und wahrscheinlich auch Geld investiert zu haben. Das kleine flache Haus, in dem das Restaurant war und auch das Toilettenhäuschen hätten aber auch noch viel Zuwendung gebraucht, die aber anscheinend in der Zukunft auch kommt. Ein 2. Häuschen mit WC war bereits in Bau (auch wieder klein, je 1 mal für Mann und 1 mal für Frau). Mich empfing eine junge sehr hübsche Frau in englisch, kassierte die 10 Euro für die Übernachtung und zeigte mir den Platz, an dem ich mein Zelt aufbauen kann. Beide stellte wir fest, daß unser englisch nicht so toll war, aber wir kamen zurecht.

 

Ich hatte keine Lust auf Abendessen in der Gaststätte, mir hatte der Tag doch recht zugesetzt. 700km Landstraße ohne Autobahn, teilweise durch sehr kurvige Gegenden, einmal war es auch ein Nationalpark, die machen zwar Spaß, aber schlauchen auch. Immerhin war ich insgesamt 13 Stunden unterwegs gewesen. Das macht zwar nur einen Durchschnitt von 50km/h, aber bei den Straßen nicht so schlecht. Angehalten hatte ich nur zum Tanken, einmal um etwas zu essen. Ich aß auch nur mein belegtes Baguette, was ich mir unterwegs an einer Tankstelle gekauft hatte. Mittlerweile war es dunkel- da ich mich in Richtung Osten bewege, werden die Tage abends kürzer. In der Ferne hörte ich orientalische Diskomusik- da später noch ein Sprecher dazu kam und dann Applaus ertönte, nehme ich an, daß es eine Hochzeitsfeier war. Die findet anscheinend auch hier günstiger weise am Sonntag statt.

 

Noch ein Wort zu Bosnien. Verkehrstechnisch kommt man sich hier vor wie Anfang der 90er Jahre. Anscheinend sind sämtliche Golf II hierher verkauft worden. Ab und zu sieht man Golf III, ganz selten einen Golf IV, oder mal einen alten Passat.

 

4. Tag- Montag- 612km

 

In dieser Nacht hatte ich daran gedacht und mit meinen Ohrenstöpseln geschlafen. Dadurch konnte ich gut einschlafen und hörte nur ganz leise und im Halbschlaf den morgendlichen Ruf der muslimischen Geistlichen. Ca. 07:00 Uhr wachte ich auf und machte mich fertig. Während ich mein Zelt abbaute und alle Sachen verstaute, fing mein Teewasser an zu kochen. Wenn der fertig war, machte ich kurz Pause und trank ihn. Dieser Ablauf wiederholte sich in den kommenden Tagen. Ich aß früh nichts, meist erst nachmittags um 15:00 Uhr. Mir fehlte dabei nichts! Dann wurde fertig gepackt. Die Investition in mein Zelt, was sich so schnell aufbauen und abbauen läßt, hat sich auf alle Fälle gelohnt.

 

Nachdem ich also alles verstaut hatte ging es los. Ziel war GOLUBAC in Serbien. Ich verließ mich wieder völlig auf mein Navi. Zur Not hatte ich zwar Karten dabei (die bei so eine Rundreise erstaunlich viel Platz wegnehmen), aber entspannter ist es bei so langen Tagestouren nicht ständig auf der Karte nachvollziehen zu müssen wo man gerade ist und in welche Richtung man fahren muß. Gleich Beginn führte es mich durch ein Wohngebiet, was ich sehr interessant fand. Der Zeltplatz hatte etwas außerhalb von MOSTAR gelegen, aber nun sah ich doch noch etwas hinter die Kulissen. Es war sehr steil und war eine ordentliche Abkürzung. Dann ging es durch höhere Gebirgsregionen mit teilweise schönen Aussichten. Im weiteren Streckenverlauf blieb die Landschaft schön- Schluchten, Tunnel, Brücken- die Straßen führten durch wundervolle Gegenden und das Beste- kein Verkehr. Alle 5 Kilometer mal ein Auto. Ich hatte schon Angst gehabt, daß ich durch LKW aufgehalten werde, denn heute war ja wieder normaler Werktag und in Bosnien gibt es nur eine Autobahn. Aber nichts, keine LKW auf meiner Strecke. So konnte ich flott fahren und die Straße und Landschaft genießen. Nach einigen Kilometern wollte mich mein Navi eine Schotterpiste entlang schicken. Es zeigte 46km an- ich wählte aber eine andere Route. So voll beladen und mit dem harten Fahrwerk und bei noch 534 km war mir das doch etwas zu heikel. So waren es 15 km mehr, aber ich glaube die Zeit holte ich locker wieder raus.

 

Etwas verwirrten mich die mehrfach stehenden Straßenplakate- WILLKOMMEN IN SERBIEN (in englisch)! Sind die noch so eng mit Serbien oder warum stehen diese Schilder? Mittlerweile waren die Straßen kleiner geworden, erinnerten mich etwas an Südtirol- kleine und kleinste Straßen durch grüne bergige Landschaft. Schön zu fahren aber schlecht für den Durchschnitt. Ich hoffte, mein Navi weiß wo ich bin … und dann dachte ich, jetzt bin ich in Serbien! Grüne Grenzen ohne Kontrollen gibt es mittlerweile viele in Europa und dann noch immer wieder diese vorher beschriebenen Schilder. Und dann wieder dieses Schild, was einen in Serbien willkommen heißt. In den Vorgärten der Häuser standen Autos mit serbischen Kennzeichen… Dann kam ein Grenzübergang und ich fragte erst mal, was da für ein Land kommt. Serbien war die Antwort. Da war ich doch etwas überrascht! Aber gut, ich war auf dem richtigen Weg! Montenegro, was erst meine Vermutung war, wäre doch zu weit weg gewesen vom Weg. Bald änderte sich die Landschaft. Jetzt waren wieder große Straßen mit viel Verkehr zu bewältigen. In einer Stadt holte ich Geld. Ich hatte mich vorher nicht informiert, welcher Kurs in den einzelnen Ländern gilt, aber anhand des Literpreises vom Benzin wußte ich ihn ungefähr. Ich holte aber in Serbien etwas zu viel Geld, da ich am nächsten Tag doch nicht mehr dort tanken konnte. Es kam einfach keine Tankstelle mehr, dann war ich schon in Rumänien.

 

Aber wieder zu heute. Die Fahrt machte dann nicht mehr so viel Spaß, viel Verkehr, große Straßen. Autos- von modern bis sehr alt. Man merkt, hier ist keine EU, da fahren auch noch alte LKW und in vielen Bereichen fehlt einfach Geld, weswegen der Straßenzustand nicht so gut war.

 

Irgendwann ging es dann von den großen Straßen doch wieder runter und quer durch das Land. Vor mir zog ein Smart mit einem jungen Mann auf die Straße. Ich überlegte erst, ob ich ihn mit gleich schnappen sollte oder langsam angehen. Aber ihn nicht zu überholen war die richtige Entscheidung gewesen. Der nutzte auf der kleinen kurvigen Straße die Wendigkeit des kleinen Autos voll aus. Ich habe noch nie jemanden einen Smart zu flott bewegen gesehen. Dem machte das richtig Spaß und ich hängte mich an ihn ran und konnte damit auf der für mich unbekannten Strecke ganz entspannt folgen. Das war echt genial so hinter ihm her zu fahren.

 

Dann kam endlich die Donau. Das erste Mal war ich nun auf der serbischen Seite der Donau. Ich erkannte die schon oft gefahrenen Stellen der rumänischen Seite. Das Tagesziel war auch nicht mehr weit. Ich fand den kleinen Platz auch sofort. Er kostete nur 4 €, wurde von einem alten Mann betrieben. Ganz einfach aber saubere Toiletten und Duschen, man hätte auch was essen können- er hätte frisch etwas gemacht.

 

Mit mir auf dem Platz waren noch 2 Fahrradfahrer, eine Familie mit einem Toyota- Geländewagen und ein Wohnmobil aus Nürnberg. Einer der Radfahrer war aus Uruguay. Mit ihm unterhielt ich mich ein wenig auf englisch, leider reichte mein Wortschatz nicht für mehr Gesprächsstoff, er hätte sicher viel zu erzählen gehabt. Der andere Radfahrer war aus Serbien und konnte gut Englisch, so daß die beiden sich gut unterhalten konnten. Ich erhielt von dem Fahrer aus dem Wohnmobil, der wie auch seine Frau in Rumänien groß geworden war, einen tollen Tip für den nächsten Tag in Rumänien- ich sollte unbedingt den TRANSALPINA fahren, Rumäniens höchsten Paß.

 

An diesem Abend verpflegte ich mich mit einer 5 Minutenterrine. Ich hatte mir zuhause 4 Stück mit Kartoffelbrei gekauft, den Inhalt in eine Tüte getan und 2 leere Becher ineinander gesteckt und da die Tüte rein gesteckt. Dadurch konnte ich eine Menge Platz sparen. An diesem Abend machte ich mir also eine Portion. Dazu aß ich mit geführte Minisalamis. Am Abend wollte ich dann gemütlich bei einem Glas Rotwein meine restlichen Kartoffelchips essen. Aber die klaute mir der Hund vom Platz. Ich versuchte sie ihm erst abzujagen, aber er ließ mich auf 2 Meter ran kommen um dann wieder 10 Meter weg zu rennen. Das Spiel machte ich 2 mal, dann überließ ich ihm die Tüte. Gegen 22:00 Uhr ging ich ins Bett, da war aufgrund der Zeitverschiebung schon stockfinster und ich gut müde.

 

5. Tag- Dienstag- 480km

 

Wie immer wurde ich gegen 7 wach. Gleiches Morgenritual wie in den vergangenen Tagen. Ziel heute war der Zeltplatz in CARTA, 40 km östlich von SIBIU. Als erstes mußte ich noch einige Kilometer an der Donau entlang fahren. Hier erkannte ich immer wieder Stücken und Passagen auf der rumänischen Seite, die ich von den letzten Jahren kannte. Das EISERNE TOUR wurde von serbischer Seite deutlicher, weil man auf rumänischer diese engste Passage der Donau nicht sehen kann, da man dort wegen der Felsen vom Fluß weggeführt wird. Auf serbischer Seite bleibt man am Fluß und kann von oben auf dieses Stück hinab sehen. Ich machte ein paar Bilder und dann ging es weiter. Eigentlich wollte ich noch mal tanken. Nicht weil ich sehr leer war, sondern um noch etwas von meinem serbischen Geld auszugeben. Einen Supermarkt hätte ich auch noch mitgenommen. Aber es kam nichts mehr. Nur schöne Landschaft und schon war ich an der Staumauer. Die Donau wird aufgestaut. Und über diese Staumauer mußte ich, um nach Rumänien zu gelangen. Ich fuhr ein kleines Stück weiter um die Staumauer zu fotografieren. Da hörte ich Pfiffe. Es klang so wie von einer Polizeipfeife, durfte ich hier vielleicht nicht fotografieren? Ich fuhr weiter und überquerte die Staumauer. Der eigentliche Grenzübergang war nach der Überfahrt, also eigentlich auf dem rumänischen Ufer. Ich überlegte, ob ich vielleicht die Speicherkarte aus meinem Fotoapparat nehmen sollte, nicht daß mir diese am Übergang weggenommen wird, weil ich nicht hätte fotografieren dürfen- dann wären alle Fotos weg. Aber ich entschloß mich es nicht zu machen. Und es wollte auch keiner meinen Fotoapparat sehen. Aber die Grenzkontrolle war die intensivste der bisherigen Reise. Ich mußte sogar die Papiere der Transalp vorzeigen. Aber alles ging gut, die Nachfrage nach Alkohol und Zigaretten konnte ich mit nein beantworten- auch wenn ich in meinem Tetrapack noch ca. 0,5 Liter Rotwein hatte. Aber der war noch von zuhause.

 

Nun galt es Strecke zu machen. Ziel war der für mich unbekannte Paß TRANSALPINA. Ich kam gut voran. In Rumänien kannte ich mich aus. Zuerst fuhr ich noch ein Stück an der Donau entlang. Das erste Mal war ich östlich von ORSOVA unterwegs. Hier war jetzt alles flach, auf beiden Seiten des Flusses. Aber schon bald bog ich in Richtung Norden ab. Ich holte mir in der ersten größeren Stadt Geld und gleich gegenüber an einem Backstand leckere Gebäckstücken. Dann ging es weiter, die Temperaturen waren schon recht warm. Das Schild mit der Straßensperrung ignorierte ich erst mal und fuhr über 20km die Straße weiter. Irgendwann war dann aber doch Schluß, die Straße war richtig gesperrt und wurde sogar vom Sicherheitsdienst bewacht. Also zurück. Aber mein Navi war schon vor ein paar Kilometer der Meinung gewesen, daß ich besser hätte abbiegen sollen. Nach einiger Wartezeit an einer Baustellenampel in der prallen Sonne erreichte ich den Abzweig und fuhr im Folgenden so eine geile kleine kurvige Straße, besser hätte die gesperrte nicht sein können. Die war nämlich eine große Bundesstraße gewesen.

 

Ich kam so auf einer sehr schönen Straße am Fuße der TRANSALPINA raus. Ab nun wurde es hochalpin. Nicht steinig und felsig, soweit man schauen konnte waren es grüne Hügel. Teilweise nicht so einfach zu fahren, weil ich den Eindruck hatte, als wenn in die grünen Wiesen einfach die Straße reingebaut worden war. Man konnte so nicht vorher sehen, wie die Straße verlaufen würde, mußte sich immer wieder in Sichtweite auf die Straße einstellen. Viele Bremsspuren auf der Straße zeugten davon, daß da so einige ihre Probleme mit gehabt hatten. Einige Spuren führten auch so, daß dort definitiv die Straße nicht augereicht hatte. Ich kam gut voran. Es wurde aber immer kälter. War ich unten noch froh gewesen zu rollen und damit die Temperaturen auf ein erträgliches Maß zu halten, so wurde es jetzt, da ich rasant an Höhe gewann, echt kalt. Es kam noch ein sehr starker Wind auf, der es mir ganz oben dann schwer machte die Spitzkehren zu fahren, weil er mir einfach den Lenker wieder gerade stellte. Das hatte ich so noch nicht erlebt. Aufgrund des eisigen Windes blieb ich nicht stehen sondern machte nur Bilder beim Fahren. Die Straße war im oberen Bereich von Süden kommend nagelneu. Und immer wenn ich dachte, ich bin jetzt oben, dann ging es weiter. Später las ich im Internet, daß der gesamte Paß 148km lang ist. Irgendwann war ich dann doch oben- die Leute liefen mit Schal, Mütze und Handschuhen umher- anhalten?- nö, lieber weiter fahren.

 

Nun ging es bergab. Die Straße blieb so interessant, Spitzkehren und Kurven, es nahm kein Ende. Da nun wieder Bäume wuchsen, war der heftige Wind weg und man konnte den Straßenverlauf erahnen. Ich kam flott voran. Dann kam eine Staumauer, auf dessen einen Seite am Ende einige Buden standen, die Essen und Souvenirs feilboten. Ich sah, daß es auch LANGOS gab und hielt an. Ich holte mir einen und mußte einen Moment warten, weil eine Frau, die auch Motorradklamotten an hatte, auch einen wollte. Als ich meinen LANGOS auch hatte, schlenderte ich zu den in meiner Nähe stehenden Motorrädern, zu denen die Frau gegangen war und schaute mal auf die Kennzeichen. Berliner! Ich sprach sie daraufhin an, 2 Frauen aus Berlin mit 2 Motorrädern. Wir unterhielten uns sehr nett, ich konnte ihnen für Rumänien noch ein paar Tips geben und empfahl ihnen den Zeltplatz, der heute mein Ziel war, für die nächsten Tage. Sie waren in entgegengesetzter Richtung unterwegs und fanden teilweise nicht die Zeltplätze, die auf ihrer Karte eingezeichnet waren. Vielleicht sehen wir uns noch mal?

 

Dann ging es weiter- wie gut daß ich immer zwischen 200 und 250km tanke. Bei meinem Fahrstil im Reisemodus komme ich an die 350km wenn es sein muß. Hier war ich mal wieder froh über meine Entscheidung, denn es kam den ganzen Paß nicht eine Tankstelle- und ich hätte nicht gedacht, daß der so lang ist. So konnte ich auch vor SEBES, der nächsten größeren Stadt, meinem Naiv folgen und mußte nicht durch die Stadt fahren. Zwischenzeitlich mußte ich mich mit der Navigation etwas näher befassen. Die hatten die Straße zum großen Teil ganz neu gebaut, aber in einem Kreuzungsbereich fehlten einfach mal 500m Straße. Da man nicht weiß, ob die ausgeschilderten 30km nicht offroad- Piste sind, mußte ich mal ein bißchen fummeln bzw. auch mal in eine Richtung probefahren. Aber ich kam gut durch und schließlich Stand die Entscheidung an, wie ich weiter fahre.

 

Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich mich entschloß, 50km Autobahn zu fahren. Aber ich kannte mich in der Gegend aus und somit wußte ich, daß ich, wenn ich Landstraße fahren würde, einmal die große Stadt SIBIU komplett durchfahren mußte. Darauf hatte ich keine Lust. Also rauf auf die Autobahn und nach 30min wieder runter. Dann war die Entfernung zum Zeltplatz überschaubar und ich kam dort ohne Probleme an. Ich stand fast auf dem gleichen Platz wie im letzten Jahr. Neben mir stand ein Holländer, der auch mit einem Motorrad unterwegs war. Er fuhr eine 92er Enfield, die aber aussah, als wenn sie schon ein paar Jahrzehnte mehr auf dem Buckel hat. Es war das Dieselmodell, allerdings nicht mehr mit dem Originaldieselmotor. Wir verstanden uns gut- sein Deutsch war so gut, daß wir uns über alle möglichen Themen unterhalten konnten. Wir hatten beide an dem kleinen Dorfkonsum etwas zu essen eingekauft- ich hatte mir auf dem Weg zum Zeltplatz noch einen der geräucherten Käse mitgenommen. So machten wir dann auch zusammen Abendessen. Damit war dieser Tag auch ganz nach meinem Geschmack verlaufen.

 

6. Tag- Dienstag- 330km

 

Heute war Erholung angesagt. Ich wollte heute nicht den nächsten Zeltplatz ansteuern sondern nur eine Tagestour über den Transfagarasan Highway machen. Ich mußte also nicht meinen ganzen Kram einräumen sondern konnte nach meinem Morgentee entspannt starten. Ich fuhr erst mal in Richtung BRAN, vorbei an dem Schloß von Dracula. Dann ging es weiter, erstmals in Uhrzeigersinn, bis Curtea de ArgeS. Hier ging ich in der gleichen Gaststätte essen, in der wir letztes Jahr zweimal waren. Von da ging es dann den Paß hoch. Wie immer beeindruckend, aber der gestrige TRANSALPINA hatte bei mir noch mehr Eindruck hinterlassen. Den muß ich auf alle Fälle noch mal fahren, vielleicht auch mal in beide Richtungen. Entspannt kam ich wieder auf dem Platz an- es waren heute auch nicht so viele Kilometer gewesen.

 

Ich weiß jetzt nicht mehr ob es erst auf diesem Platz gewesen war oder schon vorher- auf jeden Fall waren meine Bremsbeläge schon wieder ziemlich runter. Das kann eigentlich nicht sein, hatte ich sie doch erst vor dem Pfingstwochenende gewechselt. Dann fuhr ich nur dort mit ihnen rum, max. 1500km. Dann hatte ich den Unfall und die Maschine stand die ganze Zeit in der Werkstatt. Von dort holte ich sie und fuhr gleich los zu meiner Tour. Hier war ich zwar gut beladen, aber eher im Tourenmodus unterwegs. Das hieß, daß die Bremsbeläge vorne nun schon nach reichlich 4000km sich dem Ende näherten. Ich war schon bei der KLE über die geringe Reichweite der Bremsbeläge überrascht (hinten ca. 6000km), jetzt wußte ich, daß die Marke nicht taugt- also keine Metallgear- Beläge mehr! Ich hatte zwar unter der Sitzbank noch angefahrene Beläge bei, aber die wollte ich nur im Notfall einbauen. Also fuhr ich noch etwas runder, bremste mehr hinten.

 

7. Tag- Dienstag- 447km

 

Heute war Ungarn das Ziel gewesen. Ich hatte mir einen kleinen Zeltplatz ausgesucht, der im ganz rechten Zipfel von Ungarn lag. Es waren nur 16km bis zur ukrainischen Grenze und nicht mal 30 bis zur rumänischen Grenze. Die Tour führte mich über unbekannte Strecken. Die Straßen waren gut zu fahren, teilweise weitläufig durch hügelige Landschaft mit Spitzkehren und immer wieder langen Schlangen hinter LKW, aber für mich kein Problem mit dem Motorrad vorbei zu fahren. Gegen 16:00 Uhr kam ich an und wurde von dem älteren Ehepaar herzlich begrüßt, welches diesen Platz betreibt. Es ist nicht direkt ein Zeltplatz im klassischen Sinn- eher ein Freizeitgelände, mit Möglichkeit zu zelten, aber auch Zimmer konnte man mieten. Außerdem war ein Spielfeld abgesteckt, außerdem ein kleiner Teich und man hätte auch noch kleine Boote mieten können. Ich war der einzige Campinggast, aber es kamen immer wieder Leute zum Essen. Dies tat ich auch gleich nach der Ankunft. Ich aß ungarischen Gulasch- wie immer war das meine erst Mahlzeit am Tag. Dann machte ich mich an den Zeltaufbau und genoß die restlichen Stunden bis zum Schlafen. Die Anlage bewachten 2 Hunde, einer in Dackelgröße und einer etwas größer. Mit ihnen teile ich später auch den Rest des rumänischen Käses. Da ich auch hier Wlan hatte, konnte ich mich auf dem Laufenden zur internationalen Politik halten, aber auch im KLE- Forum meine Reisefortschritte verkünden.

 

8. Tag- Dienstag- 486km

 

TURANY in der Slowakei hieß mein heutiges Ziel. Durch Ungarn kam ich problemlos, man sah von dem eigentlichen Grenzübergang gar nichts mehr. Ich hatte wieder meinem Navi vertraut und es hatte mich ganz kleine Straßen über die Grenze in die Slowakei geführt. Ich konnte leider nicht durch die Gegend der ganz hohen Berge in der Slowakei fahren, das wäre zu weit geworden. Auch den Abstecher in die polnische Stadt ZAKOPANE ließ ich ausfallen. Das hätte die Tagestour um ca. 200km verlängert. Aber so langsam hinterließen die langen Tage im Sattel meiner Transalp doch ihre Spuren. Aber trotzdem hatte ich mir eine schöne Tour ausgesucht. Ich befuhr eine Straße, die fast 80km über eine sehr kurvige Straße führte. Ich kam aus den Schräglagen fast nicht mehr raus. Einmal mußte ich 10 min halten, weil eine Kuhherde über die Straße getrieben wurde. Auf einem besonders kurvigen Stück sperrte die Polizei gerade eine Unfallstelle ab- ein Holzlaster hatte eine Kurve zu schnell genommen und auf die Seite gekippt. Glück hat er aber trotzdem gehabt, er ist nicht auch noch den Abhang hinunter gestürzt. Wenn einem so ein kippender Laster entgegen kommt …!

 

Die erste Mahlzeit an diesem Tag nahm ich nach dem Ende der kurvigen Straße zu mir- ein großes Eis in der Waffel. Ich hatte schon wie immer im neuen Land überlegt, wie ich das mit dem Geld beschaffen mache. Wie immer schaute ich mir die Preise an den Tankstellen an und wunderte mich erst mal, daß die anscheinend eine Währung haben, bei der die gleichen Benzinpreise raus kommen wie bei uns- also Umrechnungskurz 1:1? Dann sah ich mal auf die Zeichen hinter dem Zahlenwert und da dämmerte es mir, die Slowakei hat ja auch den Euro. Also entfiel das lästige Geld holen am Automaten und ich konnte mir ohne Probleme das Eis kaufen. Da es recht warm war genoß ich es im Schatten. In der nächsten großen Stadt, mittlerweile waren wieder einige Kilometer geschafft, machte ich eine längere Paus bei MC Donald. Der Rest der heutigen Tour war dann auch kein Problem mehr. Ich hielt noch kurz an einer Tankstelle und tankte voll (ich fahr früh ganz gerne mit vollem Tank los) und füllte meine Trinkvorräte auf. Die hatte ich schon in den letzten Tagen immer an Tankstellen aufgefüllt- ich war, da es ja keine Apfelschorle gibt, auf Wasser und Sprite oder 7up umgestiegen. Das ist der Nachteil- man kann nicht lange in Supermärkte einkaufen gehen, da man die Maschine mit dem ganzen Gepäck nicht unbedingt überall einfach so stehen lassen kann. Wenn man nur die leicht montierbaren Dinge mitnimmt, ist der Korb schon voll. Ich zähle mal auf, was mit müßte, weil es ganz leicht ab geht: Helm, Jacke (zieht man wenn es warm ist gern aus), Tankrucksack, Navi, Rucksack. Bleiben am Moped noch unsicher die große Gepäckrolle und der Sack mit dem Campingstuhl- also manchmal wäre es auch von Vorteil, wenn man nicht alleine unterwegs wäre.

 

Den Platz mußte ich erst noch suchen, obwohl ich in den 90ern schon mehrfach hier gewesen war, konnte ich mich nicht mehr erinnern, wo die Anfahrt war. Ich fragte einfach im Dorf und der ältere Herr zeigte nach außerhalb. Also wieder auf die große Straße und noch mal ein Stück weiter. Und da kam dann auch die Abzweigung. Der Platz liegt etwas weg von der großen Straße, ich konnte mich jetzt wieder ein wenig an die dorthin führende Straße erinnern. Das Einchecken ging flott und dann war ich auf dem Platz. Aber ich muß gestehen, außer an den Schlagbaum die dem Rezeptionshaus habe ich an den Platz keine Erinnerungen. Ich baute mein Zelt auf, ging Duschen und aß an diesem Abend nur noch eine Kleinigkeit aus meinen Vorräten.

 

An diesem Abend ging zum ersten Mal bei dieser Reise das Telefonieren nicht. Das fand ich komisch, in Ländern, die man mehr den Entwicklungsländern zugeordnet hat, da ging es problemlos. Hier versuchte ich es auch mal mit meinem alten Handy- ging auch nicht. Was machen, damit Regina informiert wird, daß es mir gut geht und nichts passiert ist? Ich fummelte noch ein wenig an meinem Handy rum und bekam es hin, daß wenigstens Internet geht- weil WLAN gab es hier leider auch nicht. Ich fragte im KLE- Chat nach, wer vielleicht Regina mal anrufen kann und ihr sagen kann daß bei mir alles paßt. Die Idee war gut, Robert aus der Nähe von Nürnberg übernahm das. Toll daß mir das eingefallen ist und so schnell einer sich fand, der das übernahm. So konnte ich dann auch ruhigen Gewissens meine gekauft Flasche Rotwein angehen und den Abend ausklingen lassen. So langsam konnte Freude auf zuhause auf!

 

9. Tag- Dienstag- 457km

 

NETOLICE- auch hier handelt es sich um einen Zeltplatz, auf dem ich früher schon mal war. Er liegt in Tschechien, schon recht dicht an der bayrischen Grenze. Hier war ich zuletzt mit meinen Eltern, der Zeltplatz liegt an einem kleinen See.

 

Gestartet bin ich wie immer ca. 8:00- 8:30 Uhr. Dann ging es teilweise nicht so schöne Strecken, mir sind auf jeden Fall keine in Erinnerung geblieben. Hier mußte ich mir wieder Geld besorgen- ich holte gleich ein wenig mehr, da ich mit Regina in 3 Wochen noch mal in dieses Land fahre. In Erinnerung von diesem Tag bleibt mir aber auf alle Fälle die Dusche. Ich hatte schon den ganzen Tag immer wieder schwarze Wolken vor mir, aber immer wieder Glück, daß ich nicht naß wurde. Aber dann erwischte es mich doch. So einen starken Regen erlebt man nicht oft. Es war als wenn einer den Hochdruckreiniger anmacht- null Sicht, sofort war meine Jacke durchnäßt, das Visier zu. Man hatte keine Chance anzuhalten und sich eventuell regendicht anzuziehen. Also weiter fahren und nach 3 Kilometern war alles vorbei. Es wurde gleich wieder warm und die Jacke trocknete recht schnell durch den warmen Fahrtwind. Mittag machte ich an einem Weiher, allerdings hielt ich mich nicht zu lange auf, weil es fast keinen Schatten gab.

 

Den Platz fand ich zügig, an der Rezeption nahm eine junge Frau meine Daten auf- wir kamen mit englisch zurecht. Ich baute auf und hatte wieder keine Telefonverbindung! Also gleiches Spiel wie gestern, jemand aus dem Forum rief Regina an, daß alles in Ordnung ist. Unangenehm auf diesem Platz fielen Holländer auf, die sich benahmen, als wenn sie die … sind. Laut und dummfrech- so was bin ich von Holländern überhaupt nicht gewöhnt. Ich ging noch was essen und freute mich am nächsten Abend wieder zuhause zu sein. Die lauten Nachbarn störten mich nicht so doll, da ich wie immer (seit der 2. Nacht) mit meinen Ohrstöpseln schlief. Sie machten dann auch nicht mehr so lange, da es anfing zu regnen. Die erste Nacht seit dem ich unterwegs war, in der es regnete. Ich hörte das Trommeln der Tropfen sogar durch die Stöpsel hindurch. Und prompt mußte ich noch mal auf WC. Als ich das Zelt öffnete war ich froh meine Regenjacke griffbereit gehabt zu haben, denn das war kein lauer Sommerregen, es schüttete wie aus Kübeln. Ich war froh, daß mein Zelt so dicht war. Allerdings war ich unruhig, hatte so was wie Platzangst- kenne ich so nicht, hatte ich bisher nur einmal im Panzer, als ich kopfüber in eine Luke klettern mußte und nur ganz schlecht rückwärts wieder rauskam. Irgendwann krachte draußen etwas sehr laut. Was war das, Motorrad umgekippt? Nee, das hätte nicht so ein Geräusch gemacht, aber zur Sicherheit mal rausschauen, ob alles paßt. Moped steht, was kann es dann sein, relativ windig ist es geworden …! Wie sich dann rausstellte, war vielleicht 5m von meinem Zelt ein sehr großer Ast abgebrochen. Na wie gut, daß ich mein Zelt so weit in die Wiese gestellt hatte. Wenn der Ast auf meinem Zelt gelandet wäre- ich weiß nicht wie das ausgegangen wäre- vielleicht sollte ich in Zukunft mit Helm schlafen?

 

10. Tag- Dienstag- 303km

 

Heute geht es wieder nach Hause. Nach der unruhigen Nacht werde ich relativ früh wach und stehe auf- es ist noch nicht mal 07:00 Uhr. Ich habe Glück, es regnet heute nicht mehr und ich kann im Trockenen einpacken. Das Zelt wird naß eingepackt, aber das ist kein Problem, da ich es ab heute nicht mehr benötige. So früh bin ich dann erst mal der Einzige auf der Straße. Heute kann ich meinem Navi zu Beginn erst mal nicht die Streckenführung anvertrauen. Aus irgendeinem Grund fehlen die Kartendaten von der Grenzregion. Ich fahre nur mit dem Anzeiger, der mir Luftlinie zeigt, in welcher Richtung ich mich halten muß. Aber es klappt gut, ich nähere mich Bayern. Dann haben wir wieder Daten und es führt mich. Leider hat es hier auch geregnet, dadurch ist es frisch und die Straßen, die sonst zu den besten im bayrischen Wald zählen, sind feucht und damit mit Vorsicht zu genießen- ich will mich auf den letzten Kilometern nicht noch hinlegen. So langsam kommt Verkehr auf, ist ja auch eine Urlaubsgegend. Leichter Nebel- aber mich kann nichts stoppen, nach über 4500km in den letzten 9 Tagen, da werde ich das Stück nach Hause auch noch schaffen. Ein letzter Tankstopp- ich fahre auf die Tankstelle bei den ersten Tropfen. Nach dem Tanken ziehe ich mir meine Regensachen an. Als ich fertig bin, hat der recht kräftige Regen wieder aufgehört. Egal, ich lasse die Sachen an und weiter geht’s. Große Bundesstraßen- heute keine Problem, ich will nach Hause, und das Wetter lädt auch nicht dazu ein, noch kurvige Strecken zu suchen. Dann, zu meiner Schande muß ich gestehen, kann ich der Versuchung nicht widerstehen und nehme für die letzten 50km wieder die Autobahn. Somit bin ich dann bei der 4700km ziemlich genau 100km Autobahn gefahren- Asche auf mein Haupt. Es wird immer wärmer, bei Sonnenschein parke ich meine treue Gefährtin vor dem Haus.

 

Damit ist die Reise vorbei.

 

 

 

 

 

Ich fasse zusammen:

 

4700 km in 10 Tagen

 

10 Länder

 

100km Autobahn

 

Hinterreifen TKC 80 hat locker die Distanz gehalten, hat noch ordentlich Restprofil und ist schön rund, weil ja nur so wenig Autobahn, hauptsächlich kleine Straßen.

 

Vorderreifen Mitas E07 hatte schon knapp 1500 km zu Beginn drauf, jetzt noch mal 4700km- macht zusammen 6200km. Auch schön rund gefahren, durch das Fahren im Tourenmodus ist es an den Seiten nicht so stark abgefahren wie sonst nach der Laufleistung. Wird noch viele Kilometer halten.

 

Bremsbeläge von METALLGEAR sind zwar vom Bremsverhalten sehr gut- quietschen nicht, lassen sich schön dosieren, zeigen kein Fading bei normaler Fahrweise. ABER die Haltbarkeit ist unterirdisch. Das ist keine Einzelerscheinung- dieses Phänomen habe ich auf 2 Maschinen erfahren können- auf meiner KLE und Transalp, außerdem auf der CBF 600 von meinem Kollegen. Bei dem dachten wir schon, ein Bremssattel ist fest, aber nachdem ich den starken Verschleiß bei mehren Maschinen selber feststellen mußte, sind es eindeutig die Bremsbeläge. Diese sind also nicht zu empfehlen.

 

E-trex 30. Das eigentliche Outdoor- Navi bewährte sich bestens. Mit kostenlosen Karten aus dem Internet bestückt, führte es mich durch bestens durch die bereisten Länder. Aufpassen muß man, wenn man nur einzelne Länderkarten nutzt, kann es nicht über Landesgrenzen hinweg navigieren. Sehr gut funktionierte es mit den Karpaten- und Balkankarten, da die länderübergreifend sind und somit gut für die Navigation gingen. Die Akku- Haltbarkeit ist super- ich wechselte nur alle 3- 4 Tage die Akkus.

 

Transalp 700- Haltbarkeit super, außer daß schon zu Beginn nicht richtig eingestellte Lenkkopflager alles bestens. Jeden Tag die Kette mit ein bißchen Motorenöl geschmiert, vorher wie immer mit Fett. Spritverbrauch knapp 4,5 Liter, da viele kleine Straßen gefahren und im Tourenmodus unterwegs. Sitzen ging gut, nach der Tour in ein Wilbers- Federbein investiert, da mir die Härte und schlechte Dämpfung auf den Sack geht. Nach 5 Stunden bin ich des öfteren auch mal im Stehen gefahren, da dann doch der Hintern weh tut und so auch mal die Knie gestreckt werden können und alles mal in eine andere Haltung kommt. Seitenkoffer und Top Case zusätzlich mit Spanngurten gesichert, um auf schlechten Straßen und den sicher überladenen Koffern mehr Sicherheit vor Verlust zu erreichen.